Nach Joomla ist WordPress für uns jetzt die bessere und erste Wahl!
Oft hört man in der IT Branche den Spruch „never touch a running system“ und das ist auch eher meine bevorzugte Strategie. Beim Relaunch unseres Familien-Onlineauftritts gab es gute Argumente, das Redaktionssystem anzufassen bzw. zu modernisieren. Welche Überlegungen eine Rolle gespielt haben und welche Strategie ich beim Relaunch verfolgt habe, beschreibe ich in diesem Beitrag.
Warum sich das Relaunch-Projekt gelohnt hat?
Viele Jahre habe ich den Onlineauftritt mit dem Content-Management-System (CMS) Joomla strukturiert und mit Inhalten befüllt. Mit Joomla war ich im Prinzip zufrieden und das CMS ließ sich seit 2009 sicher und stabil betreiben. Auch heute werden Onlineauftritte mit Joomla betrieben; Joomla wird seit 2005 von einer großen Community weiterentwickelt. Zusammen mit WordPress, TYPO3 und Drupal gehört es zu den bekanntesten und meistverwendeten[1] Open-Source-Content-Management-Systemen. Ich hätte also auch loeben.net mit der Joomla-Basis zukunftsfähig weiter betreiben können.
Parallel habe ich in den letzten Jahren für unsere LAN Infrastruktur ein Intranet-Portal aufgesetzt, in dem ich unser Hausnetz sowie die integrierte Technik und Verfahren dokumentiert habe. Das Dokumentieren verknüpfte ich mit der Nutzung eines anderen bis dahin unbekannten CMS Werkzeugs, das sich seit mehr als 20 Jahren im Netz etabliert hat und sehr erfolgreich ist. Die Rede ist von der CMS-Lösung WordPress. Je nach Perspektive wird WordPress im Netz von mehr als 50% aller Onlineauftritte als technisches Fundament genutzt. Gründe für diese Erfolgsstory gibt es genug und die will ich hier nicht näher beleuchten. Dazu gibt es im Netz schon viele gute Quellen. Was ich aber beleuchten möchte, ist der Weg, den ich gegangen bin.
Wie sah die Ausgangslage für den Relaunch aus?
- Um Abmahnungen vorzubeugen, sollen künftig die Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in unseren Auftritten erfüllt sein.
- Mehrere Joomla-Instanzen mussten auf aktuelle Versionen migriert werden.
- Ermutigende und produktive Erfahrungen, die ich über ein paar Monate mit einer WordPress-Instanz und unserem Intranetportal in unserem Hausnetz gemacht hatte.
- Der Wunsch ein proof of concept (POC) zu erarbeiten, weil noch weitere Joomla-Instanzen in WordPress-Lösung umgebaut werden sollen.
- Meine WordPress-Skills wollte ich ausbauen, weil ich oft auf WordPress-Support angesprochen werde und aus meiner Sicht WordPress eine erfolgreiche Zukunft im Netz haben wird. Zuletzt bin ich immer gut damit gefahren, selbst die Werkzeuge und Lösungen zu nutzen, für die ich Support und das passende Hosting anbiete.
- Webhosting-Pakete mit ausreichend dimensionierten Linux, Apache, MySQL, PHP (LAMP) Ressourcen kann ich mir selbst einrichten, weil ich schon seit Jahren Server im Internet betreibe und mein eigener Mailprovider und Webhoster bin.
Start und Ziel des Relaunch
Start: Der loeben.net Auftritt basierte auf Joomla Version 1.5.26
Ziel: blog.loeben.net basierend auf WordPress 5.9.2 mit einem flexiblem ansprechendem Design (Theme Astra Version: 3.7.9)
Die Entwicklung einer Strategie und die definierten Meilensteine
Recherche und Bewertung
Die ersten Anhaltspunkte für eine machbare Strategie zeichneten sich schnell nach umfangreichen Recherchen im Netz ab. Ich musste und wollte ja nicht das Rad neu erfinden und die erforderlichen Migrationswerkzeuge selbst entwickeln. Schnell fand ich mehrere kostenfreie und kostenpflichtige Werkzeuge im Netz, die nach erstem Querlesen erfolgversprechend aussahen. Die Bewertung und das Testen der Werkzeuge war einer der ersten Meilensteine. Einige LAMP Testinstanzen wurden als Spielwiesen aufgesetzt und auch mehrfach wieder geschreddert. Der Prozess wiederholte sich dreimal, bis ich das für mich passende Migrationswerkzeug gefunden hatte.
Das Werkzeug sollte im Idealfall alle Inhalte aus dem alten loeben.net Auftritt, der auf Joomla basierte, in eine jungfräulichen WordPress-Instanz importieren. Der loeben.net Auftritt wurde seit 1999 regelmäßig gefüttert und ist dementsprechend gewachsen. Erst bei den Umzugstests zeigte sich, welche Datenmengen sich über viele Jahre angesammelt hatten und jetzt umziehen sollten. Nicht jedes bei der Recherche gefundenen Migrationswerkzeug konnten die Datenvolumina sauber und fehlerfrei verarbeiten. Die Menge des Umzugsgutes und die Qualität des Umgezogenen waren sehr unterschiedlich.
Die eierlegende Wollmichsau habe ich leider nicht gefunden und dies hatte ich nicht wirklich erwartet. So zeichnete sich schnell der nächste Meilenstein ab. Nacharbeiten, wie man es auch von einem Umzug im realen Leben kennt, sollten als finaler Schritt folgen. Außerdem waren doch einige Inhalte vom loeben.net nicht mehr aktuell und wurden beim Umzug über Bord geworfen bzw. aktualisiert. An der Stelle zeigte sich, ob die Ressourcen des Webhosting-Paketes für das Umzugsziel ausreichen. In der Regel kann man davon ausgehen, dass sich für die Migrationsphase der Ressourcenbedarf im Maximum mindestens verdoppelt.
Ein „lessons learned“ hat sich mit den ersten Migrationsversuchen herauskristallisiert:
Wie viele Inhalte umziehen sollten, zeigte sich erst „beim Kisten packen“ bzw. mit jedem Migrationstestlauf. Beim Wiederaufbau bzw. der Einsortierung stellte sich heraus, dass ein neues gut durchdachtes WordPress-Kategorie-Konzept die Umzugsinhalte übersichtlicher und klarer strukturiert.
Migrationswerkzeuge testen
Vor dem Einsatz und Testen der Migrationswerkzeuge sperrte ich zuerst das Internet aus, damit archive.org oder andere Crawler meine Experimente nicht für die Suchmaschinen einsammeln konnte. Dazu stellte ich in das Wurzelverzeichnis der Webhosting-Pakete eine (.htaccess) Passworthürde. Der neue Auftritt sollte erst nach Fertigstellung im Netz gefunden und erreichbar werden. Wer den Umzug mit einem Providerwechsel verbindet, der sollte an die TTL seiner DNS-Auflösung denken und diese auf 300 Sekunden setzen (lassen).
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Vermutlich kamen nach der umfangreichen Internetrecherche (4-5h) fünf bis sechs Werkzeuge für die Phase der praktischen Migrationstests in die engere Auswahl. Ein Tipp für die Webmaster, die mit der Docker-Technik vertraut sind. Wer häufiger WordPress-Testinstanzen ins Nirvana schickt, der wird sich viel Aufwand sparen können, wenn er sich eine der zahlreichen WordPress-Dockercontainer auf seinen Linuxserver implementiert. Alternativ können bei zahlreicheren WordPress-Implementierungen auch VMs, Virtualbox-Images oder die WP-Script gesteuerten Installationen den Aufwand begrenzen. Wer auch Raspberry Computer für die Migrationen nutzen will, dem empfehle ich einen Besuch der Softwareabteilung im DietPi-Auftritt.
Migration vollenden
Das auserwählte Werkzeug, das alle meine Anforderungen erfüllt, wurde von Frédéric Gilles seit 2012 stets weiter entwickelt. Das Tool ist auf der Webseite wordpress.org/plugins gelistet und ist gut bewertet. Suchen Sie nach „FG Joomla to WordPress“. Frédéric bietet zwei Versionen an. Die free Version habe ich zuerst auf meine WordPress-Testinstanzen losgelassen. Letztendlich habe ich noch in die Premium Version investiert, weil ich mir mit dem erweiterten Funktionsumfang einen mehrtägigen Aufwand sparen konnte.
Nach der Migration
Nachdem das Tool die Dateien und Datenbankinhalte rüber geschaufelt hatte, habe ich Zeit in das Aufräumen investiert. Wer mich kennt, wird wissen, dass ich viel Wert auf einen sicheren Betrieb lege. Dazu wurden nach der Migration in der WordPress-Instanz alle nicht mehr erforderlichen Plugins deinstalliert. Das Deaktivieren reicht nicht aus und erzeugt unnötige Angriffsfläche. Was nicht da ist kann auch nicht gehackt werden.
Dann wurden die üblichen Verdächtigen installiert, die sich in allen meinen WordPress-Instanzen zu den Standardplugins etabliert haben. „Akeeba Backup for WordPress“ ist da nur ein Beispiel. Es folgte das Schreddern alter Sicherungsdateien und Datenbankdumps. Zuletzt wurden noch diverse Härtungsmaßnahmen ausgeführt. Dazu gehörten das Löschen bzw. das Deaktivieren überflüssiger WordPress-Konten und das Schützen des WordPressbackends wp-admin mit einer (.htaccess) Passworthürde.
Relaunch aktivieren
Vor dem finalen Schritt des Umzugs gab es bei unserem loeben.net Auftritt nur noch kosmetische Aufgaben, wie die Auswahl eines Designs (WordPress-Theme). Das hat jetzt nix direkt mit der Migration zu tun und kann unabhängig von der Migration abgefackelt werden. Es kann aber gut sein, dass ein gewähltes WordPress-Theme nicht zu den Inhalten optimal passt. Dann hilft das Experimentieren mit den zahlreichen WordPress Designvorlagen, die es wie Sand am Meer im Netz gibt. Es gibt auch qualitativ gute WordPress-Themes für kleines Geld!
Wer sich für die Rolle rückwärts noch ein Hintertürchen offen halten will, der sollte seine Umzugsquelle für eine Bewährungsphase stehen lassen und nicht direkt abreißen. Bei meinem erfolgreichem Umzug habe ich dann alle http(s)://loeben.net Zugriffe auf https://loeben.net/blog weitergeleitet. Wer hier besonders auf sein Suchmaschinenranking (SEO) achten will/muss, sollte sich gut überlegen, ob der Relaunch mit einer neuen Internetadresse (Domain) einhergehen soll und wie das neue Umzugsziel bzw. die neue WordPress-Instanz im Internet erreichbar werden soll. Der finale Schritt ist dann das Entfernen der oben angesprochenen .htaccess Passworthürde, die für die vorbereitende Relaunchphase eingerichtet wurde.
Nach dem Relaunch
Wer viel Wert auf sein Suchmaschinen-Ranking legt, der sollte im Nachgang in den ersten Tagen noch seine Besucherstatistiken intensiver beobachten und seine SEO Maßnahmen nachschärfen (lassen).