In welcher Disziplin sind wir Weltmeister?
Nein, nicht im Fußball und nein, wir sind auch keine Export-Weltmeister mehr.
Wir sind in einer anderen Disziplin wahre Könige: Wir prokrastinieren verdammt gut.
Was bedeutet Prokrastination?
Prokrastination (vom lateinischen Substantiv procrastinatio („Aufschub“, „Vertagung“), das zusammengesetzt ist aus dem Präfix pro- („vor-„, vorwärts-“) und dem Substantiv crastinum,-i („morgiger Tag“; vgl. das Adverb cras = „morgen“)), auch „extremes Aufschieben“
aus Wikipedia zitiert
Wir schieben Dinge liebend gern auf. Gut, vermutlich trifft das sogar auf die meisten Menschen auf der ganzen Welt zu.
Reihenweise versemmeln Schüler und Studenten ihre Abschlüsse. Sie bekommen es nicht hin, rechtzeitig zu lernen, selbst wenn sie schon Wochen vorher wissen, was auf sie zukommt.
Es ist doch viel verlockender am Wochenende feiern zu gehen, etwas mit Freunden zu unternehmen, noch ’ne Runde am Computer zu zocken. Und schwupps, die meiste Zeit zum Ziel ist nicht zielführend verbraten.
Man sollte meinen, dass wir daraus lernen. Aber die meisten Menschen schaffen es bei ihrem Vermögensaufbau, der Geldanlage und ihrer Altersvorsorge leider auch nicht frühzeitig nicht zu verschieben.
„Ja, ich sollte fürs Alter vorsorgen… aber das kann ich ja auch noch in einem Jahr, dann mache ich das wirklich!“
Dieser Satz könnte von einem 45-jährigen genau wie von einem 13-jährigen Schüler, der noch nicht für die nächste Klausur lernen will, kommen.
Machen wir uns also nichts vor:
Wir alle schieben Dinge gern mal auf und packen sie erst im letzten Moment an, wenn es schon fast zu spät ist und ärgern uns dann im Nachhinein, warum wir uns nicht früher drum gekümmert haben.
Status Quo Bias
Viele Menschen bleiben in ihrem gemütlichen Status Quo und vermeiden es, daran etwas zu verändern. Dieses Phänomen ist in der Psychologie als „Status Quo Bias“ bekannt. Veränderungen mögen wir nicht, auch wenn sie objektiv gesehen noch so sinnvoll sind. Wir bleiben lieber bei der altbekannten, wenn auch schlechteren Option. Die Status-Quo-Verzerrung kann fatale Folgen haben.
Das führt bei der Geldanlage unter anderem dazu, dass:
- …viele Menschen, gerade in Deutschland, ihr Vermögen einzig und allein von ihrem Eigenheim abhängig machen und nie auf die Idee kommen, ihr Risiko durch andere Vermögenswerte (wie bspw. Aktien) zu streuen.
- …die meisten Menschen ihre Geldanlage an einen Finanzberater abgeben, ohne überhaupt zu wissen oder zu verstehen, was dieser mit den Ersparnissen anstellt.
- …viele Menschen ihr Geld guten Gewissens auf dem Girokonto parken, da es dort ja sicher ist (dabei aber ignorieren, dass dieses Geld schon bei einer durchschnittlichen Inflation jedes Jahr 2 – 3% an Kaufkraft verliert).
- …die meisten Sparer – und selbst viele Anleger – nicht von der Digitalisierung oder den wirtschaftlich aufstrebenden Schwellenländern profitieren, da sie falsch anlegen.
- …wohlhabende Menschen mehr als 100k Euro bei einer einzigen Bank parken, obwohl die gesetzliche Einlagensicherung ab diesem Betrag nicht mehr greift.
- …die Menschen noch heute daran glauben, dass die staatliche Rente auch in Zukunft den gewünschten Lebensstandard garantieren wird (obwohl der demografische Wandel dies immer mehr erschwert).
Nicht nur, dass dieses Verharren im Status Quo zu schlechten Ergebnissen führt:
Wenn Du in deinem Status Quo verharrst und dich nicht um deine Geldanlage kümmerst, wirst Du wertvolle Jahre und im schlimmsten Fall auch wertvolles Geld verlieren.
Die Geldanlage, die Vermögensbildung und die Altersvorsorge lösen sich nicht von alleine. Oder glaubst Du noch an den Osterhasen?
Wann ist der beste Zeitpunkt für die causa Vermögensbildung
Der beste Zeitpunkt, um das Wissen für deine Geldanlage aufzubauen, ist nicht in einer Woche oder in einem Jahr. Nein der beste Zeitpunkt ist jetzt.
Klar, irgendwas ist immer: Irgendwo auf der Welt spielt jemand verrückt. Mal möchte man nicht investieren, weil die Kurse ja schon gestiegen sind, mal möchte man nicht investieren, weil die Kurse ja gerade fallen. Und wenn es mal ruhig ist (was nur selten vorkommt), ist das bestimmt nur die Ruhe vor dem Sturm. Den perfekten Zeitpunkt zum Investieren wirst Du nie finden.
Der legendäre Fondsmanager Sir John Templeton hatte einen simplen Grundsatz um den für ihn richtigen Zeitpunkt zu finden:
„Die beste Zeit für die Geldanlage ist dann, wenn man Geld hat. Die Geschichte deutet nämlich darauf hin, dass nicht der Zeitpunkt zählt, sondern die Zeit.“
Liegt am Monatsende noch Geld auf dem Girokonto?
Je früher Du startest, desto weniger musst Du sparen. Die Zeit ist bei der Geldanlage dein Verbündeter, denn im Durchschnitt steigen die Aktienmärkte. Und wenn Du noch auf höhere Zinsen oder einen günstigen Einstieg warten solltest, muss ich dich enttäuschen:
Viele (europäische) Staaten sind so hoch verschuldet, dass die EZB kaum die Möglichkeit hat, die Zinsen stark anzuheben, weil die Notenbank sonst zahlreiche Staatspleiten riskieren würde.
Und selbst wenn es passiert:
Meistens gehen höhere Zinsen mit einer höhere Inflation einher, welche die höheren Zinsen zunichte macht.
Der Finanzsender Bloomberg kam zum Ergebnis, dass der reale Zins (Zins abzüglich Inflation) in Deutschland von 1968 bis 2016 bei -0,16% pro Jahr lag.
Das bedeutet: Nicht nur in der Niedrigzinsphase, sondern seit fast 50 Jahren verlieren reine Zins-Sparer im Durchschnitt an Kaufkraft.
Aktien-Anleger haben im gleichen Zeitraum in Deutschland eine inflationsbereinigte Rendite von 5 – 6% pro Jahr ohne jegliche Aktienauswahl und trotz aller Börsencrashs, Unternehmenspleiten und Kursschwankungen erreicht. Mach es besser als die meisten Menschen. Verändere deinen Status Quo lieber heute als morgen und kümmere dich um deine Vermögensbildung.
Eine relativ risikolose frühzeitige Strategie zur Vermögensbildung sind ETF-Sparpläne. Wenn ein bis zwei Gehaltszahlungen als Notgroschen auf einem Tagesgeldkonto liegen, dann kannst Du mit dem monatlichen Einzahlen in einen Sparplan beginnen.
In diesem Sinne auf intelligente Vermögensbildung setzend
Loeben
